0165-25 PIRCHAN, Emil. Tunkpapier (vgl. Kat. Emil Pirchan. Ein Universalkünstler des 20. Jahrhunderts, Wädenswil 2018); (vgl. Raphael Rosenberg, Ornamentale Buntpapiere und die Bildexperimente der Wiener Secessionisten (Kat. Ephemera : die Gebrauchsgraphik der MAK-Bibliothek und Kunstblättersammlung), 2017) - 2 marmorierte Kompositionen von Emil Pirchan (1884-1957), der seine Blätter selbst als "Tunkpapiere" bezeichnete. Die Marmoriertechnik ermöglicht es, durch das Auftropfen der einzelnen Farben auf einen viskosen Marmoriergrund und das abschließende Gestalten dieser Farben, jeweils unikale Dekorformen zu schaffen. Diese sind je nach Bearbeitungsgrad der aufgetragenen Farben stark an das Zufallsprinzip gekoppelt. Vermutlich lernte Emil Pirchan die Marmoriertechnik während seiner Studienzeit in Wien kennen: Von 1903 bis 1906 studierte er an der Akademie der bildenden Künste, wo er in die Meisterklasse von Otto Wagner aufgenommen wurde. Über seinen Verwandten Josef Hoffmann und Treffen im Café Museum dürfte Wiener Künstler*innen rund um die Wiener Secession und Ver Sacrum kennengelernt haben. Zeitgenössische Fotos, etwa eines Kinderzimmers in Brünn (1907) oder eines Arbeitszimmers (1909/10) zeigen derartige marmorierte Papiere gerahmt an der Wand und somit mit einem gewissen Bildanspruch. Weiter verwendete er derartige Papiere auch als Leporelli (siehe Foto). Teilweise erinnern Pirchans Marmorpapierkompositionen entfernt und abstrahiert an Blumenbouquets, dies wird durch eine Entwurfszeichnungen für die Innenausstattung eines Empfangszimmers, die in „Das Interieur“ (Heft X, Taf. 11) 1909 publiziert wurde und kleine ovale Blumenbilder an der Wand zeigt, bestätigt. (Kat. Pirchan S: 162, Rosenberg S. 36-52) "Tunkpapier, das Emil Pirchan in den Jahren 1906/07 hergestellt hat. Bei dem von ihm selbst verfeinerten Verfahren wird ein Papierbogen durch ein Wasserbad gezogen, auf dessen Oberfläche zuvor mit Aquarellfarben eine Komposition getropft wurde. War diese Technik ein bewährtes Mittel zur Buntpapierherstellung - man denke nur an die marmorierten Papiere des Barocks -, wird sie bei Pirchan zum Gestaltungsmittel für eigenständige Kompositionen. Der Aufprall der farbigen Tropfen auf der Wasseroberfläche bewirkte eine explosionsartige Expansion, die die bereits vorhandenen Farbflächen verdrängte. Wie die Leuchtkugeln eines Feuerwerks oder wie exotische Blüten nehmen sich die bunten Flecken auf dem Papier aus. Bestimmt werden diese Unikate von den fließenden, unvorhersehbaren Bewegungen der Pigmente. Die Unberechenbarkeit des Mediums bot Pirchan die Gelegenheit, mit bildhaften Abstraktionen zu experimentieren, die ihrer Zeit weit voraus waren." (Bassenge) - Emil Pirchan (1884-1957), ein Schüler Otto Wagners, Architekt, Bühnenbildner, Graphiker. Er zählt zu den bedeutenden Gestaltern der bildenden Kunst am Beginn des 20. Jahrhunderts. | |||